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Untersuchungsausschuss zum Breitscheidplatz-Attentat

Zu den Sachverständigen, die der 1. Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz befragt hat, gehörten auch Prof. Christian Matzdorf und Prof. Sandra Schmidt.

22.06.2021

Prof. Matzdorf und Prof. Schmidt im Bundestag

Der 1. Untersuchungsausschuss des 19. Deutschen Bundestags zum Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz hat in dieser Woche seinen Abschlussbericht vorgelegt. Der 1.873 Seiten umfassende Bericht (BT-Drs. 19/30800) untersucht das Handeln der zuständigen Sicherheitsbehörden vor und nach dem Anschlag auf mögliche Versäumnisse und Fehlentscheidungen. Im Rahmen seiner Untersuchungen hörte der Ausschluss zahlreiche Sachverständige an, darunter auch Prof. Sandra Schmidt und Prof. Christian Matzdorf vom FÖPS Berlin. Sie legten im Rahmen einer Anhörung am 25. März 2021 ein gemeinsames Gutachten vor, in dem sie mögliche Gründe für (undokumentierte) Veränderungen der Spurenlage am Anschlagsort, deren Auswirkungen auf die nachfolgenden Ermittlungen sowie mögliche Erklärungsansätze für Widersprüche zwischen Tathergangsversionen und Spurenlagen erläuterten. Ihre Stellungnahme basierte auf zwei Teilgutachten von Spezialisten für DNA- und daktyloskopische Spuren sowie umfangreichem Datenmaterial zum Spurenkomplex am Anschlagsort. 

Prof. Matzdorf bestätigte in der Anhörung, dass die Spurenlage, auf die die Ermittler*innen der Kriminalpolizei trafen, nicht das Spurenbild widergespiegelten, wie es sich kurz nach dem Anschlag gezeigt hätte. Dies könne durch den Einsatz der Rettungskräfte und die polizeilichen Erstinterventionskräfte verursacht seit. Durch die Rettungsmaßnahmen und die Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr könnten u.U. Trugspuren entstehen, die die weiteren Ermittlungen beeinflussen. Zudem verhinderten manche Oberflächenbeschichtungen in Fahrzeugen, dass DNA oder Fingerabdrücke sich abbilden. Trotz der schwierig zu beurteilenden Einzelaspekte gibt es laut Prof. Christian Matzdorf "keinerlei Hinweise darauf, dass die Ermittlungen einseitig oder falsch durchgeführt worden sind oder dass es dabei fachliche Mängel gegeben hat". Dies bestätigte auch Prof. Schmidt: "Es ist unausweichlich, dass ein solcher Tatort verändert wird." Sie erläuterte, dass nicht zuletzt das Attentat vom Breitscheidplatz bewirkt habe, dass die Polizeidienstvorschriften angepasst wurden. Dem sei ein langer Abstimmungsprozess zwischen den Polizeien der Länder und des Bundes vorangegangen. 

Die HWR Berlin und die Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin haben eine interdisziplinäre Fachtagungsreihe zu Sicherheitsthemen im Zusammenhang mit Terrorismus ins Leben gerufen. Dort tauschen jedes Jahr internationale Expertinnen und Experten von Sicherheitsbehörden, aus Politik und Wissenschaft ihre Erfahrungen, Best Practices und neue Erkenntnisse zu Maßnahmen aus, um terroristische Gefahren frühzeitiger zu erkennen, Risiken zu reduzieren und die Auswirkungen von Terroranschlägen zu minimieren. Die Ergebnisse der Symposien sind in Tagungsbänden des Boorberg-Verlags veröffentlicht.

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